Fortschreitende Offenbarung

Seit ewigen Zeiten erhält die Menschheit Führung durch göttliche Offenbarung

Wie die Sonne die Früchte auf der Erde reifen lässt und allen Lebewesen Leben und Wärme gibt, so scheint die Sonne der Wahrheit auf alle Seelen, die sie mit dem Feuer göttlicher Liebe und Erkenntniskraft erfüllt.1
Zitate zu diesem Thema

Kein Mensch kann begreifen, wer Gott wirklich ist. Ein Geschöpf ist nicht in der Lage, seinen Schöpfer zu beschreiben oder sein Wesen zu erfassen. Man kann die Welt als Widerspiegelung der Eigenschaften und Zeichen Gottes verstehen.

Die Gottesoffenbarer

Seit ewigen Zeiten ist eines der Zeichen Gottes die Führung des Menschen durch Seine Offenbarer, auch Manifestationen Gottes genannt. Durch die Lehren dieser göttlichen Boten, der Stifter der großen Weltreligionen, wurden die geistigen, sozialen, intellektuellen und ethisch-moralischen Fähigkeiten der Menschheit stets gefördert. Zu den Gottesoffenbarern gehören Abraham, Krishna, Zarathustra, Moses, Buddha, Jesus Christus, Muhammad, der Báb und Bahá’u’lláh.

Als Sprachrohr Gottes haben die Religionsstifter durch ihr Auftreten und Leben einen unvergleichlichen Einfluss auf die Entwicklung des Einzelnen und der Menschheit ausgeübt. Zu allen Zeiten haben sie das Ziel verfolgt, zur geistig-spirituellen und materiellen Entwicklung der Menschheit beizutragen.

Jeder Gottesoffenbarer wirkt als Lichtgestalt für die Welt. Ihr Auftreten ist mit dem Frühlingsbeginn vergleichbar, der die Natur zu neuem Leben erweckt. In der Menschheitsentwicklung hat es immer wieder Zeiten gegeben, in denen die Entwicklung erstarrte, vergleichbar mit dem Winter in der Natur. Die Religionsstifter wirkten wie die Frühlingssonne am geistigen Horizont, deren Kraft weiteren gesellschaftlichen und kulturellen Fortschritt ermöglichte.

Die gesellschaftsbildende Kraft der Offenbarung

Das Erscheinen der Gottesoffenbarer hat zu allen Zeiten sichtbaren Fortschritt in der Welt ermöglicht. Ihre Lehren sprachen immer die grundlegenden Bedürfnisse und Beweggründe der Menschen an und weckten im Einzelnen, aber auch in ganzen Völkern Fähigkeiten, die zur Weiterentwicklung der Gesellschaft in einem nie für möglich gehaltenen Ausmaß beitrugen.

Die heute auf dem gesamten Planeten sichtbaren gesellschaftlichen Veränderungen und Umbrüche weisen darauf hin, dass die Welt aus den Fugen geraten ist und wir uns inmitten eines Prozesses der Wandlung und Neuordnung in Richtung einer weltumspannenden Gemeinschaft befinden.

Fortschreitende Offenbarung

Die Gottesoffenbarer lassen sich mit Spiegeln vergleichen, die das Licht der Sonne in einer für den Menschen annehmbaren und verständlichen Form widerspiegeln. Menschliches Verstehen und Erfordernisse der Gesellschaft haben sich im Laufe der Geschichte stetig weiterentwickelt. Daher gibt es in den Religionen neben den ewigen Grundwahrheiten unterschiedliche soziale Lehren. Jede Religion bringt der Menschheit neue Impulse und fördert ihre weitere Entwicklung. Bahá’u’lláh schreibt:

Jeder Prophet, den der allmächtige, unvergleichliche Schöpfer zu den Völkern der Erde zu senden beschloss, war mit einer Botschaft betraut und in einer Weise zu handeln beauftragt, wie sie den Erfordernissen des Zeitalters, in dem Er erschien, am besten entsprach.2

Da die Weiterentwicklung der Menschheit kein Ende hat, wird es immer wieder Gottesoffenbarer geben, deren Lehren aufeinander aufbauen. Die Bahá’í glauben demnach, dass nach Bahá’u’lláh in großen Abständen auch weitere Gottesoffenbarer erscheinen werden. „Diese geheiligten Spiegel … sind allesamt auf Erden die Vertreter Dessen, der innerster Kern, reinstes Wesen und letztes Ziel des Weltalls ist. Von Ihm geht ihre Erkenntnis und Macht aus, von Ihm leitet sich ihre Souveränität ab.“

Da das Ziel aller göttlichen „Spiegel“ ein und dasselbe ist, sollte zwischen ihnen kein wirklicher Unterschied gemacht werden.

Wenn du mit scharfem Auge hinsiehst, wirst du erkennen, dass sie alle im selben Heiligtum wohnen, sich zum selben Himmel aufschwingen, auf demselben Throne sitzen, dieselbe Sprache sprechen und denselben Glauben verkünden.3

Bahá’u’lláh betont die Einheit der Religionen. Demnach stammen alle Religionen vom selben Gott. Wenn alle Religionen als wesentlich eins betrachtet werden, wie lassen sich dann Unterschiede in den sozialen Gepflogenheiten und Lehren der verschiedenen Religionen verstehen?

Vergleichen wir die Religionsstifter mit einem Arzt, der die Nöte der Menschheit zu unterschiedlichen Zeiten erkennt und ein geeignetes Heilmittel anbietet. Bahá’u’lláh schreibt hierzu: „Der allwissende Arzt legt Seinen Finger an den Puls der Menschheit. Er erkennt die Krankheit und verschreibt in Seiner unfehlbaren Weisheit das Heilmittel […]“4

Quellennachweise

    1. ‘Abdu’l-Bahá, Ansprachen in Paris 5:11

    2. Bahá’u’lláh, Ährenlese, Kap. 95

    3. Bahá’u’lláh, Das Buch der Gewissheit 106

    4. Bahá’u’lláh, Ährenlese 106:1