Frühlingsbeginn – Gemeinsam aktiv für den Naturschutz

HAMBURG, HOFHEIM - Der Frühlingsanfang ist nicht nur ein Zeitpunkt, zu welchem die Bahá’í ihr Naw-Ruz Fest und damit Neujahr feiern, sondern es ist auch für die Natur eine Periode des Erwachens und Wiederbelebens. Einen Grund mehr dies zum Anlass zu nehmen, etwas mehr über die Natur und ihre Wahrung nachzudenken.

Dass die natürlichen Ressourcen unseres Planeten nicht ins unendliche ragen, ist keine Neuigkeit. Der Klimawandel, als auch die Reduktion der Artenvielfalt schreiten stetig voran. Jedoch ist zu beobachten, dass immer mehr Menschen sich aktiv der Erhaltung der Umwelt aktiv einsetzen und ihr Handeln danach orientieren. Neben den vielen Naturschutzverbänden und ihren Unterstützern sind auch diverse Religionsgemeinschaften dabei, ihren Beitrag zu leisten.

Seit 2015 wurde auf Initiative des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) das Projekt „Religionen für biologische Vielfalt“ ins Leben gerufen. Unter der Organisation des Abrahamischen Forums e.V. kommen VertreterInnen von  neun  Religionsgemeinschaften sowie Naturschutzeinrichtungen zusammen um sich gemeinsam für den Naturschutz stark zu machen. „Die Integrität der Natur zu achten und zu bewahren ist eine wesentliche Botschaft aller Religionen“, erklärt der Geschäftsführer des Abrahamischen Forums e.V. Dr. Jürgen Micksch. „Daher ist es nur natürlich, dass Religionsgemeinschaften und Naturschutzverbände hier gemeinsam aktiv sind und voneinander lernen“, führt er weiter aus. Das Vorhaben befasst sich mit mehreren Schwerpunkten, die den Wert von Naturschutz und Umwelt greifbar und konkret umsetzbar machen, wie z.B. die Religiöse Naturschutzwoche, die immer Anfang September stattfindet; die „RuN Teams“ (Religionen und Naturschutz-Teams), welche an Schulen oder in Gemeinden aus religiöser und Naturschutzverbandsperspektive Bildungsarbeit leisten; oder die Umgestaltung von Freiflächen um Gebäude wie Kirchen, Moscheen, Synagogen oder Tempel, die zu Orten biologischer Vielfalt werden.

Tatkräftige Unterstützung von Kindern bei der Errichtung von Insektenhotels
Tatkräftige Unterstützung von Kindern bei der Errichtung von Insektenhotels

Zusammen mit dem NABU haben sich Jugendliche in Hamburg für die Säuberung der Gewässer eingesetzt
Zusammen mit dem NABU haben sich Jugendliche in Hamburg für die Säuberung der Gewässer eingesetzt

Hamburger Jugendliche beim Anlegen des Beets in der Nachbarschaft
Hamburger Jugendliche beim Anlegen des Beets in der Nachbarschaft

Nach dem Austausch über das Thema „Zusammenarbeit und Nachhaltigkeit“ wenden die Jugendliche es beim gemeinsamen Bau von Hochbeeten in der Nachbarschaft an
Nach dem Austausch über das Thema „Zusammenarbeit und Nachhaltigkeit“ wenden die Jugendliche es beim gemeinsamen Bau von Hochbeeten in der Nachbarschaft an

Die Gartenanlage um das Haus der Andacht wird Frühjahrstauglich gemacht
Die Gartenanlage um das Haus der Andacht wird Frühjahrstauglich gemacht

Auch die Bahá’í-Gemeinde in Deutschland ist neben acht weiteren Religionsgemeinschaften Teil dieser Arbeitsgruppe. Im Rahmen der Umgestaltung der Gartenanlagen am Europäischen Haus der Andacht in Hofheim/Taunus wurde bei der Auswahl der Pflanzenarten, ebenso wie bei der Pflege der Gartenanlage darauf geachtet, dass die eingesetzten Materialien nachhaltig und organisch sind. So war im vergangenen Sommer das Bienensummen um die Lavendelsträucher beim Eintreten in das Haus der Andacht nicht zu überhören. Im Herbst bauten Kinder und Jugendliche Nistkästen für Vögel. Nicht selten widmen die Teilnehmer der Kinder-und Jugendaktivitäten ihre Zeit zur Gestaltung und Besserung ihres Umfeldes – sei es der Natur oder auch des Miteinanders. Durch das gemeinsame selbstlose Engagement tritt eine ganz andere Verbindung zum Umfeld ein. Menschen begegnen sich im Tun und man stellt dadurch schnell Gemeinsamkeiten fest. Freundschaften werden geknüpft. So fanden mehrere ‚DienstTage‘ am Haus der Andacht statt, wo Menschen unterschiedlichen Hintergrunds, Kultur, Religion, und Alter, zusammen kamen um die Gartenlandschaft zu gestalten. „Es ist immer eine Freude, die Bereitschaft und den Tatendrang der Helfer hier auf der Anlage zu sehen. Es verleiht dem Haus der Andacht einen besonderen Geist, wenn man sieht, dass Menschen im Schatten des Bauwerks, in welchem aus den Heiligen Schriften der Religionen gelesen wird, im Dienst zusammenkommen“, beobachtete Ralf Mühlschlegel, Direktor des  Hauses der Andacht. „Interreligiöses Zusammenwirken im Bereich Naturschutz trägt darüber hinaus dem besseren Kennenlernen untereinander und dem Frieden miteinander und der Natur bei“, bemerkt Julia Wolter, Projektleiterin „Religionen für biologische Vielfalt“ beim Abrahamischen Forum.

Auch Jugendliche aus Hamburg nehmen sich regelmäßig in Zusammenarbeit mit dem dortigen NABU vor, sich für den Naturschutz einzusetzen. Hierzu wurden gemeinsam Materialien zusammengestellt, die sowohl den geistig-spirituellen Aspekt der Wahrung der Schöpfung beinhalteten, als auch den wissenschaftlichen Hintergrund zur Förderung von Artenvielfalt und Klimaschutz, welches dann gleich in die Tat mit der Bepflanzung eines Beetes umgesetzt wurde. Zu einem früheren Zeitpunkt nahmen sich weitere Jugendliche vor an einem örtlichen sozialen Projekt um die Wahrung der lokalen Artenvielfalt in den Gewässern in Hamburg mitzumachen. Basierend darauf konnten die Beteiligten sowohl geistige Prinzipien, wie Respekt vor der Schöpfung als Verkörperung der Eigenschaften Gottes, als auch die Tugenden Gerechtigkeit und Güte nicht nur besprochen werden, sondern konkreten Ausdruck im Handeln finden. „Durch das Tun wurden bei mir viele der bisher abstrakt wahrgenommenen Tugenden lebendig und facettenreich. Es bleibt nicht nur bei schönen Worten, sondern durch das Aktivwerden, sehe ich, welchen Effekt es hat, sich zum einen bewusst mit dem Thema Naturschutz zu befassen und das Gelernte dann umzusetzen“, berichtet Kian Salimi von ihrer gemeinsamen Erfahrung als Gruppe. „So ist Gerechtigkeit beispielsweise nicht nur Lohn und Strafe, sondern geht viel weiter und umfasst das Gemeinwohl, z.B. wie man Ressourcen verteilt, wie man jedem Lebewesen seinen Raum zum Leben ermöglicht, wie man gar aus Liebe zum Nächsten und seinem Umfeld möglicherweise sich auch von einigen Dingen lösen kann“, fährt er fort.